Autofahren und Sekundenschlaf

Übermüdeten Berufskraftfahrern droht das Aus.

Unter schweren Schlafattacken leidende Berufskraftfahrer müssen schon bald das Steuer aus der Hand geben. Das Bundesverkehrsministerium will in den nächsten Monaten die Fahrerlaubnisordnung entsprechend ergänzen. In die amtliche Beurteilung der Fahreignung soll dann die von krankhafter Müdigkeit ausgelöste Tagesschläfrigkeit aufgenommen werden. Allerdings gelte dies nur für professionelle Fahrer von Lastkraftwagen, Omnibussen und Taxen, betonte ein Ministeriumssprecher Anfang März 2007. Der normale Führerscheininhaber sei von der Änderung nicht betroffen.

Für Berufskraftfahrer heißt es dann aber: Bei Schlafstörungen in Verbindung mit „auffälliger Tagesschläfrigkeit“ kann die gesundheitliche Eignung als Voraussetzung der Fahrerlaubnis in Frage gestellt werden. Nach Informationen des Auto Clubs Europa (ACE) beruft sich das Bundesverkehrsministerium bei seiner Gesetzesinitiative auf Studien, wonach der Anteil ermüdungsbedingter Unfälle deutlich höher liegt als in der amtlichen Unfallstatistik angegeben. 2005 etwa habe es offiziell 1.780 Unfälle wegen Übermüdung gegeben.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat laut ACE festgestellt, dass Übermüdung die zweithäufigste Unfallursache im Lkw-Güterverkehr ist. Der Autoclub verwies auch auf Forschungsergebnisse der deutschen Versicherungswirtschaft: Danach werden 24 Prozent der Lkw-Unfälle durch Einschlafen verursacht. Der Anteil der darin verwickelten Berufskraftfahrer sei entsprechend hoch. Dies habe aber nicht immer etwas mit der auch in der Reisebusbranche üblichen Missachtung von Lenk- und Ruhezeiten zu tun, betonte der ACE. Verkehrsmediziner gingen vielmehr von einer hohen Anzahl von Personen aus, die an krankhaften Schlafstörungen litten. Diese seien ein Verkehrssicherheitsrisiko.

Unter behandlungsbedürftigen Schlaf-Wach-Störungen leiden schätzungsweise mehr als zehn Prozent der deutschen Bevölkerung. Ein Großteil dieser Störungen bleibt unerkannt, weil die damit verbundenen nächtlichen Atemstillstände vielfach nicht bemerkt werden. Einer der größten Risikofaktoren für das so genannte Schlafapnoe-Syndrom ist Übergewicht. Vor allem Fernfahrer mit einem Body-Maß- Index von über 30 sind nach Angaben von Fachärzten davon betroffen. Patienten mit derartigen Erkrankungen haben auf Grund übermäßiger Tagesschläfrigkeit ein erhöhtes Unfallrisiko. Nach Expertenangaben verändert jede schlaflose Nacht Wachheit und Konzentrationsfähigkeit so, als hätte man 0,8 Promille Alkohol im Blut.

ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner sagte: „Von Müdigkeitsattacken werden Autofahrer nicht nur gepeinigt, wenn sie nachts unterwegs sind.“ Besonders gefährlich wirke die krankhafte Tagesschläfrigkeit. „Statt darin aber ein Alarmzeichen zu sehen, wird diese Art von Müdigkeit von vielen noch verdrängt“, kritisierte der Experte.

(Quelle: Yahoo-News vom 11.03.2007)

erschienen in Schlafapnoe Aktuell, Heft 25